Nun ja, was gibt’s da zu erzählen…
Der Golden Retriever – der Familienhund, der Anfängerhund, der Hund der leicht zu erziehen ist?
Jein. Familienhund? Mit Sicherheit. Es gibt einen Grund, dass der Golden Retriever schon viele Jahre die Wunschrasse für viele Familien ist und diese auch nur selten enttäuscht werden. Man kann natürlich nicht für jeden Goldi, für jeden Charakter sprechen. Aber im Großen und Ganzen sind Goldis mit ihrer liebevollen, sanftmütigen Art eine der Rassen, die sich super als Familien- und Begleithund eignen.
Anfängerhund? Leicht zu erziehen? Nein. Mit Sicherheit eher als ein Herdenschutz- oder Hütehund. Die Golden Retriever gehören zur Gruppe 8 im offiziellen Katalog der Fédération Cynologique Internationale (FCI): Die Wasser-, Apportier- und Stöberhunde.
Die Hunde in dieser Kategorie wurden nämlich ursprünglich zur Jagd und Fischerei eingesetzt, manche auch später als Herdenschutzhunde. Der Golden Retriever wurde dazu genutzt, wie das Wort „Retriever“ bereits sagt, den Jägern ihr erlegtes Tier zu bringen. Auch heute werden noch viele Golden Retriever zur Jagd eingesetzt und auch teilweise nur an Jäger abgegeben. Viele von ihnen waren und sind auf Wasservögel spezialisiert, was auch die große Vorliebe der Goldis für Wasser erklärt.
Heute unterteilt man die Golden Retriever in 2 Kategorien: Die Arbeitslinie und die Showlinie. Die sogenannte Arbeitslinie wird heute noch zur Jagd eingesetzt und oftmals auch nur abgegeben, wenn sie ihre Aufgabe ausleben darf. Dann gibt es noch die Showlinie. Diese Hunde haben weitaus weniger Jagdtrieb – ganz vergessen ist er jedoch nicht. Die Tiere brauchen immer noch viel Auslauf und sind nicht nur als Sonnenanbeter im Garten geeignet. Man sollte ihnen jeden Tag eine schöne Gassirunde gewähren können und wenn diese noch Zugang zu Wasser bereit hält, wird ihr Goldi sie lieben. Da Goldis jedoch auch gerne super faul sind, ist die geistige Auslastung noch um einiges wichtiger als die körperliche.
Man darf auch nicht die Neigung zum Übergewicht der Tiere vergessen, auch dem wirkt man mit ausführlichen Gassirunden entgegen. Als Hund am Fahrrad sind die Goldis aber eher ungeeignet. Sie stöbern meistens lieber rum und entdecken alles ganz in Ruhe, anstatt stur geradeaus zu rennen.
Außerdem nicht zu vergessen: ihr Fell. Golden Retriever sind immer noch Langhaarhunde. Das werden Sie sehen und spüren – der Staubsauger wird Ihr bester Freund. Und sie spielen gerne im Dreck und gehen baden. Da bleibt der ein oder andere Hundegeruch nicht aus. Aber: Es gibt gute Neuigkeiten für Sie. Den Goldi braucht und sollte man auch nicht baden. Er hat super selbstreinigendes Fell. Meist reicht es da eine Stunde auf einem alten Handtuch rumzuliegen und schon stehen sie auf und sind wieder sauber.
Kommen wir nochmal zu dem Thema Erziehung zurück. Im Laufe der Jahre hat sich immer mehr das Gerücht verbreitet, Goldis seien leicht zu erziehen. Oder man müsse sie gar nicht erziehen. Dabei ist das Motto des Goldis wohl eher „Komm ich jetzt nicht komm ich morgen“ oder auch gerne „Ja gleich, ich muss das noch zu Ende machen.“. Leider ist es aber auch oft „Ach du meintest mich? Sorry. Gleich. Vielleicht.“. Golden Retriever können super Schüler sein. Die Betonung liegt auf können, wenn sie wollen. Und das ist der Punkt. Sie lernen schnell – denn sie sind klug (nicht immer von Vorteil). Man denkt es oft nicht, aber doch das sind sie, der Rest ist nur Schein! Man kann ihnen viele Tricks beibringen und auch die Grunderziehung klappt super – aber nur, wenn Sie bereit sind, Ihnen ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Sie können nämlich auch furchtbar stur und beinahe noch schlimmer: ignorant sein.
Aber warum erzähle ich Ihnen das? Wenn es doch anscheinend so viele Punkte gibt, die gegen eine Anschaffung beim Goldi sprechen, wie kann ich dennoch so vernarrt in die Rasse sein?
Zuallererst: JEDE Rasse hat ihre Vor- und Nachteile. Sie werden keine perfekte Rasse finden. Und das ist auch der Goldi nicht – der perfekte Hund. Aber man kann den perfekten Hund für sich selber finden. Das Wichtige ist, die Vor- und Nachteile zu kennen (eben auch die, die lieber unter den Tisch gekehrt werden) und zu akzeptieren. Wenn diese Eigenschaften kaum Nachteile für Sie sind, dann sind Sie auf dem richtigen Weg.
In letzter Zeit ist mir immer wieder aufgefallen, dass sich unerzogene Goldis (und auch ähnliche Rassen) häufen. In der „Hundehalterszene“ gibt es immer mehr Vorurteile gegen Golden Retriever Besitzer. Das seien wohl immer die Menschen, die denken ihre Hunde müssten nicht erzogen werden, da es ja Goldis sind. Der Goldi macht ja nichts, die sind doch immer lieb.
Mich macht das traurig. Immer mehr Menschen werden von ihrem Goldi enttäuscht, weil diese unmögliche Dinge erwarten – und auch die Tiere leiden darunter.
Ich möchte Ihnen keinesfalls vom Golden Retriever abraten. Meine Intention ist es, dass die Menschen keine falschen Vorstellungen haben und sich aus einer Illusion heraus einen Goldi zulegen. Sie sollen wissen, dass auch der Golden Retriever nicht fehlerfrei ist. Dass auch ein Golden Retriever in die Hundeschule gehen sollte und auch ein Golden Retriever klare Regeln und Erziehung braucht, damit das Zusammenleben reibungslos funktioniert – und dass es eben Arbeit, Schweiß und Zeit braucht, das hinzukriegen. Wie bei jeder anderen Rasse auch.
Aber nun genug mit den negativen Dingen, kommen wir nun zu all den tollen Dingen, die den Golden Retriever zu diesem wundervollen Hund machen. Wo fange ich da an?
Als Familienhund, wie oben schon kurz angeschnitten, ist der Golden Retriever absolut geeignet. Er ist ein toller Begleithund. Mit der richtigen Erziehung bleibt Ihnen Ihr Goldi immer treu und er kann Sie im Alltag begleiten. Sommerfest? Kein Problem. Urlaub am Strand? Kein Problem. Reitturnier? Kein Problem. Ihr Hund ist zu jedem offen und freut sich über jede Aufmerksamkeit, die er kriegen kann. Er legt sich brav neben Sie und beobachtet freudig das Geschehen. Mit einem Tag am See und einem Ball könnten Sie Ihren Goldi nicht glücklicher machen. Er wird Ihnen jeden Stock, jeden Ball wieder zurückholen. Ein Schweineohr wohl eher nicht, denn jedes Leckerchen wird im nu runtergeschluckt.
Golden Retriever sind meist auch zu jedem anderen Lebewesen freundlich und aufgeschlossen. Über ein paar feste Hundefreunde freuen sie sich mit Sicherheit.
Auch an Hundesport haben die Goldis einen riesigen Spaß. Und: es fördert die Bindung zwischen Hund und Herrchen. Dummy-Training, Apportieren oder Dog Diving sind super geeignet – aber auch vieles mehr. Aber wichtig: Goldis sind keine Spitzensportler. Sie sind weder gute Sprinter noch gute Marathonläufer. Der Hundesport sollte sich also eher auf die geistige Auslastung konzentrieren. Trotz ihres Bewegungsdranges freut sich jeder Golden Retriever aber auch auf intensives Kuscheln auf der Couch oder gemeinsames Rumliegen im Garten. Spazieren gehen an der Leine ist auch super einfach, da sie am liebsten ihre Leine selber tragen.
Es gibt viele wunderbare, aber auch ein paar negative Aspekte, die den Golden Retriever ausmachen. Wenn Sie trotz dieses Textes und der „Nachteile“ des Golden Retrievers trotzdem noch (oder gerade deswegen) vom Golden Retriever begeistert sind, freue ich mich sehr über Ihre Nachricht.
PS: Wir züchten die Showlinie 😉